Warum Zähneputzen dein Reiten verbessern kann.

Nicht nur das Pferd, auch der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Wir tun viele Dinge (wie wir sie tun), weil wir es so gewohnt sind. Und wir werden in den Dingen, die wir oft oder “immer so” tun, immer besser. Gewohnheiten führen schließlich dazu, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken müssen, was wir (wie) tun - wir tun es einfach. Das ist grundsätzlich eine tolle Sache, die uns das Leben in vielerlei Hinsicht erleichtert und uns den Kopf für andere Dinge frei lässt.

Aber manche Gewohnheiten sind wenig hilfreich oder förderlich. Manche Gewohnheiten, wir nennen sie “schlechte” Gewohnheiten, behindern uns regelrecht in dem, was wir erreichen wollen. Spätestens, wenn wir sie aus diesem Grund loswerden wollen, merken wir, wie schwer das ist!

Beim Reiten zum Beispiel, brauchen wir einen zügelunabhängigen, geschmeidigen Sitz und eine weiche, einfühlsame Handeinwirkung. Aber was hat das mit Zähneputzen zu tun?

Ganz einfach: Beim Zähneputzen wie beim Reiten nutzen wir eine Hand mehr als die andere. Beim Zähneputzen ist das auch so gewollt. Wir putzen mit einer Zahnbürste, die wir in einer Hand halten. Rechtshänder nutzen meistens die rechte Hand, Linkshänder vor allem die linke Hand. Unsere Hand muss beim Zähneputzen eine große Anzahl an mehr oder weniger feinmotorischen Bewegungen ausführen. Wir schulen bei jedem Zähneputzen (und bei sehr vielen anderen Tätigkeiten im Alltag) unsere eine Hand in dieser Motorik viel mehr, als die andere. Um festzustellen, wie unterschiedlich deine beiden Hände geschult sind, musst du zum Zähneputzen nur mal die andere Hand nutzen - und du wirst den Unterschied schnell merken!

Beim Reiten wollen wir nun aber beide Hände gleichermaßen nutzen, die rechte genauso weich und fein einwirkend wie die linke. Ich denke, es wird klar, dass wir mit unseren unterschiedlich trainierten Händen kaum gleichmäßig und unabhängig einwirken können. Spätestens, wenn wir uns nicht ganz bewußt darauf konzentrieren, wird unser Körper das machen, was er gewohnt ist. Unsere einseitige Händigkeit, die wir im Alltag ständig trainieren, wird uns beim Reiten zum Verhängnis.

Ich empfehle daher jedem Reiter, sich mit seiner Händigkeit auch abseits des Reitens zu befassen und für gewissen Tätigkeiten im Alltag ganz bewußt die ungewohnte Hand zu nutzen. Da dieser Vorschlag in gewissen Bereichen nur sehr schwer umsetzbar ist, weil wir mit der andern Hand einfach ungeschickter und langsamer sind, schlage ich das Zähneputzen vor. Wir tun es täglich, meistens mehrfach, und wir werden in der Zeit des "Umschulens” nicht unsere Zähne verlieren. Wir werden zu Beginn etwas länger brauchen als gewohnt, wir werden erstaunt sein, wie schwer es uns fällt, eine Zahnbürste mit der anderen Hand zu halten und zu führen, aber wir werden mit jedem mal besser und geschickter werden. Wer durchhält, wird schon nach wenigen Tagenr einen Unterschied feststellen. Die ungewohnte Handhabung wird uns immer flüssiger von der Hand gehen, und unserer zweite Hand wird zunehmend geschicktere, schnellere und feinere Bewegungen ausführen können. Und wer lange genug dran bleibt, kann die anderen Hand so gut schulen, dass er schließlich ohne Probleme mit beiden Händen Zähneputzen kann. Und diese Fähigkeit hilft nicht nur beim Zähneputzen, sondern auch beim Reiten!

Text: Kata Ragg


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